“创新发展”第十三届清新文化研讨会暨书...
Der Gesamtkatalog der Wiegendrucke (kurz GW) ist ein von der Staatsbibliothek zu Berlin geleitetes Projekt zur Erstellung eines Weltkataloges der Inkunabeln (auch: Wiegendrucke). Sein erster Band erschien 1925 im Leipziger Anton Hiersemann Verlag. Das noch immer unvollst?ndige Inkunabelverzeichnis liegt vorl?ufig in zw?lf B?nden vor und erstreckt sich bis zum Eintrag Jeda'jāh hap-Penini Ben Abrāhām Bedar?i (Stand: 2024). Der GW ist inzwischen auch als Online-Datenbank verfügbar.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In den 1890er-Jahren wuchs unter Inkunabelforschern das Bedürfnis, Ludwig Hains Inkunabelverzeichnis Repertorium bibliographicum (Stuttgart, 1825–1838) durch einen Gesamtkatalog zu ersetzen, der alle weltweit existierenden Titel umfassen und s?mtlichen Ansprüchen der Wissenschaft genügen sollte. Dabei wurden die gro?en Verdienste Ludwig Hains und die Bedeutung seiner Arbeit aber keineswegs bestritten. Immerhin war das Repertorium bibliographicum über fast ein Jahrhundert das grundlegende Werk der Inkunabelforschung gewesen. Die Bedeutung des Hain’schen Verzeichnisses erwuchs in besonderem Ma?e aus seiner Methode und der bahnbrechenden Neuerung, Anfang (Incipit) und Schluss (Explicit) eines jeden Werkes buchstaben- und zeilengetreu wiederzugeben. Dies erm?glichte es, einzelne Exemplare nach ihrer literarischen Beschreibung mit voller Sicherheit zu identifizieren. Hains erfolgreiches Prinzip wurde deshalb auch für den Gesamtkatalog der Wiegendrucke übernommen.
Da es seinem Verfasser nicht verg?nnt war, das Werk zu Lebzeiten zu vollenden, wies das Repertorium bibliographicum aber auch manche Schw?chen auf. So fehlten zum einen die für den wissenschaftlichen Benutzer unerl?sslichen Register, zum anderen gab es keine verl?sslichen Angaben über Fundorte und besitzende Bibliotheken. Diese M?ngel vermochten auch die verdienstvollen Erg?nzungswerke von Walter Arthur Copinger (Supplement to Hain’s Repertorium bibliographicum. London 1895–1902) und von Walter Reichling (Appendices ad Hainii-Coperingi Repertorium bibliographicum. München 1905–1911, Münster 1914) nicht vollst?ndig zu beheben. Aus diesem Grund reifte unter den Fachwissenschaftlern die überzeugung, dass der Ersatz für Hains Verzeichnis auf einer ganz neuen Bestandsaufnahme aufbauen musste.
Im Jahr 1904 wurde auf Anregung von Friedrich Althoff, Ministerialdirektor im preu?ischen Kultusministerium, eine Kommission für den Gesamtkatalog der Wiegendrucke gegründet. Deren Mitglieder waren einige der anerkanntesten deutschen Inkunabelforscher. Zum ersten Vorsitzenden wurde Konrad Haebler bestimmt. Die Kommission gründete eine Zentralstelle für den GW an der damaligen K?niglichen Bibliothek (heute: Staatsbibliothek zu Berlin) und begann ihre Arbeit zun?chst mit der Erfassung der in deutschen Bibliotheken vorhandenen Wiegendrucke. Gleichzeitig konnten für die Inventarisierung der weltweiten Best?nde internationale Inkunabelforscher gewonnen werden. W?hrend die Erfassung der deutschen Inkunabeln bereits 1911 zum Abschluss gebracht werden konnte, gestaltete sich die grenzüberschreitende Zusammenarbeit auch aufgrund weltpolitischer Konflikte deutlich schwieriger. Der Erste Weltkrieg brachte den internationalen Austausch fast v?llig zum Erliegen.
So dauerte es noch bis zum 8. Oktober 1925, ehe der erste Band des GW mit 1256 Beschreibungen (Abano – Alexius) im Leipziger Hiersemann Verlag erscheinen konnte. In der Folgezeit wurden im Rhythmus von etwa zwei Jahren sechs weitere B?nde ver?ffentlicht. Als die erste Lieferung des achten Bandes 1940 vorlag, machte der Zweite Weltkrieg die Fortführung des Projektes unm?glich. Obwohl das Manuskript die Wirren der Zeit unbesch?digt überstand, bedeutete der Krieg einen herben Rückschlag für den Gesamtkatalog der Wiegendrucke. Auch die politischen Spannungen zwischen den beiden deutschen Nachkriegsstaaten wirkten sich negativ auf die Weiterführung des Katalogprojektes aus. Den Bemühungen um eine gesamtdeutsche Zusammenarbeit in Bezug auf den GW war zun?chst kein Erfolg beschieden.
So ver?ffentlichte der im Jahre 1949 von Leipzig nach Stuttgart übergesiedelte Hiersemann Verlag 1968 in Alleinregie eine zweite Auflage der bereits publizierten ersten sieben B?nde des Gesamtkataloges der Wiegendrucke. Erst 1972 gelang es dem Verlag in Kooperation mit Hans Peter Kraus in New York City und dem Berliner Akademie-Verlag, die durch den Krieg und seine Folgen unterbrochene Zusammenarbeit wieder aufzunehmen. Daraufhin wurde eine überarbeitete Fassung der ersten Lieferung von Band 8 zur Ausgabe gebracht. Weitere sechs Jahre sp?ter lag schlie?lich der vollst?ndige achte Band vor. Bis heute (2024) sind zw?lf B?nde erschienen.
Das weiterhin in Arbeit befindliche Katalogprojekt ist inzwischen auch als Online-Datenbank verfügbar.
Aufbau
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Anspruch des Gesamtkataloges der Wiegendrucke ist es, alle weltweit existierenden Inkunabeln anhand der noch erhaltenen Exemplare zu erfassen. Der GW ist alphabetisch nach Autoren bzw. bei anonymen Schriften nach Sachtiteln geordnet. Somit wird der literaturgeschichtliche Aspekt der Inkunabeln ins Zentrum des Interesses gerückt. Jeder Eintrag besteht aus
1. der bibliografischen Notiz; Angaben über Verfasser, Sachtitel, Herausgeber, übersetzer, Kommentator, Verleger, Drucker, Druckort, Datum und Format
2. der Kollation; Informationen über Umfang, Lagen, Signaturen, Blattz?hlung, Kustoden, Anordnung und Ausstattung
3. der textlichen Beschreibung; Wiedergabe von Anfang (Incipit) und Schluss (Explicit) des Textes (je nach dem Original in Antiqua oder Schwabacher gedruckt)
4. dem Quellen- und Exemplarnachweis.
Trotz seiner Unvollst?ndigkeit ist der GW aufgrund seiner ebenso pr?zisen wie ausführlichen Beschreibungen für den mit den frühesten Erzeugnissen des Buchdrucks befassten Fachwissenschaftler ein unersetzliches Hilfsmittel.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Severin Corsten: Gesamtkatalog der Wiegendrucke. In: Severin Corsten, Günther Pflug, Friedrich Adolf Schmidt-Künsemüller (Hrsg.): Lexikon des gesamten Buchwesens (LGB). 2., v?llig neu bearbeitete und erweiterte Auflage. Band III. Hiersemann, Stuttgart 1989, ISBN 3-7772-9136-6, S. 147–149.
- Ferdinand Geldner: Inkunabelkunde. Eine Einführung in die Welt des frühesten Buchdrucks (= Elemente des Buch- und Bibliothekswesens, Band 5). Reichert, Wiesbaden 1978, ISBN 3-920153-60-X.
- Konrad Haebler: Handbuch der Inkunabelkunde. Leipzig 1925; Nachdruck: Hiersemann, Stuttgart 1979, ISBN 3-7772-7927-7.
- Wolfgang Schmitz: Grundriss der Inkunabelkunde. Hiersemann, Stuttgart 2018, ISBN 978-3-7772-1800-7.
- Eva Raffel: Die Welt der Wiegendrucke. Koehler & Amelang, Leipzig 2007, ISBN 978-3-7338-0360-5 (Ausstellungskatalog).
- Falk Eisermann: ?The greatest of all such lists“, oder: Was Sie schon immer über den GW wissen wollten. In: Christoph Reske (Hrsg.): Kontext Buch. Festschrift für Stephan Füssel. Wiesbaden 2020, ISBN 978-3-447-11415-8, S. 65–81.